Bad Hindelang: Die Königsetappe der Wandertrilogie

Wasserfälle, endlose Wiesen oder felsige Berggipfel – das Allgäu hat viel zu bieten. Eine der wohl schönsten Routen ist die Königsetappe zwischen Oberstdorf und Bad Hindelang. Wir haben sie erklommen.

Bad hindelang - Aussicht mit Hütte

Wenn man das Allgäu mal so richitg intensiv kennenlernen will, dann sollte man sich auf die Reise der Wandertrilogie begeben. Mit 53 Etappen und 876 Kilometern durchläuft dieses spezielle Wanderwegenetz drei verschiedene Gelände-Typen des Allgäus. Geht man also die Trilogie kommt man an saftig grünen Wiesen bei den „Wiesengänger Routen“ vorbei, passiert bei den „Wasserläufern“ Wasserfälle und Seen und auf den „Himmelsstürmer Routen“ erklimmt man schließlich die höchsten Gipfel der Allgäuer Alpen. Die Etappe 48 vom Edmund Probst Haus zur Schwarzenberghütte und weiter nach Hinterstein ist wohl eine der schönsten. Warum? Die ganze Zeit über hat man einen wundervollen, ja königlichen Ausblick. Der Name „Königsetappe“ kommt aber nicht von ungefähr: Prinzregent Luitpold hatte hier in der Gegend seine Lieblings-Jagdreviere und ist gerne auch hinauf in luftige Höhen gestiegen. Und wir haben es ihm nachgetan.

Vorbereitung auf die Etappe: Der Ortsrundweg

Bad Hindelang - Sachaufenster auf Berge
Das „Schaufenster“ lenkt den Blick auf die von der Alpwirtschaft kultivierten Bergrücken

Bevor wir uns jedoch auf gemacht haben, diese wundervolle Etappe zu erleben, haben wir uns in Bad Hindelang auf dem Ortsrundgang, den es in jedem Portalort der Wandertrilogie gibt, auf die Etappe eingestimmt. Auf fünf Kilometern, die in einem schönen Spaziergang um und durch den Ort führen, haben wir viel über die Region, die Natur, die Menschen und die Geschichte des Ortes und der Gegend gelernt. Die Philosophie der Wandertrilogie ist es nämlich, dass man nicht einfach nur wandert, sondern es geht auch darum, auf Besonderheiten und Hintergründe aufmerksam gemacht zu werden. Man kann vieles besser verstehen und die Geschichte dann so richtig Hautnah erleben. Ein völlig neues – vielleicht sogar intensiveres – Wandererlebnis. Durch ein viereckiges Schaufenster am Wegesrand wurden wir zum Beispiel auf die Almwirtschaft hingewiesen, die für dieses Region extrem wichtig ist und eine lange Tradition hat.

Der Ausgangsort Bad Hindelang

Bad Hindelang von oben
Bad Hindelang von oben – paradiesisch gelegen.

Der gemütliche Ort Bad Hindelang, der von München aus in unter zwei Stunden gut erreichbar am Fuße der Allgäuer Hochalpen liegt, ist ein beliebter Ferienort. Durch die vielfältige Landschaft im Naturschutzgebiet Allgäuer Hochalpen gibt es hier tolle Wanderrouten jeder Schwierigkeit. Und im Winter kann man natürlich Skifahren, Langlaufen oder Schlittenfahrten.

Wer möchte kann auch eine geführte Tour auf der Königsetappe machen. Ab 20 Euro kann man fast täglich ab Oberstdorf mit einem Guide starten. Ein tolles Angebot von Bad Hindelang Tourismus für alle, die im Urlaub einfach entspannen wollen und nicht mit einer Karte und dem Führer hantieren wollen. Durch den großen Höhenunterschied und die – zum Teil recht frischen – Winde empfiehlt sich auch bei dieser Wanderung die sogenannte Zwiebeltechnik. Die erfahrenen Wanderer unter euch werden jetzt lächelnd abwinken: Kennen wir längst. Für alle anderern hier nochmal eine gute bebilderte Erklärung von der Sportscheck Seite, mit der jeder die Zwiebeltechnik versteht.

Zu Fuß ist es am Schönsten – Aber mit der Bahn geht’s auch

Aber zurück zu unserer Tour: Wir haben morgens den Bus ab Bad Hindelang genommen. Mit der Allgäu Walser Card ist der für alle Wanderer kostenlos. Ab Oberstdorf gibt es dann 3 Möglichkeiten:

Bad Hindelang - Seealpe
Blick von oben auf den Seealpe-Weg
  1. Mit der Seilbahn nach oben (Station Höfatsblick/ 21,50 Euro pro Person) zum Edmund Propst Haus.
  2. Zu Fuß –  Entweder der direkte Weg in rund vier Stunden unterhalb der Seilbahn entlang oder
  3. Auch zu Fuß – den Weg über die Seealpe. Diese dritte und schönste Möglichkeit lohnt sich. Sie ist zugleich eine eigene Etappe der Wandertrilogie.

Man kann für den Aufstieg also auch ganz gemütlich einen extra Tag einplanen. Ab dem Edmund Probst Haus auf 1932 Metern beginnt sie dann so richtig, die Königsetappe mit ihrer gigantischen Aussicht. In rund drei Stunden läuft man immer parallel unterhalb des Hindelanger Klettersteigs mit Blick ins Tal und auf den Gipfel des Hochvogels bis zum Engeratsgundsee.

Auf dem ganzen Weg muss man wirklich aufpassen, dass man nicht stolpert! Ständig will man rechts schauen und die Aussicht genießen oder nach links zu den Kletterern blicken. Das tolle: die Strecke schlängelt sich fast eben am Berg entlang und kommt an Koblat- sowie Laufbichelsee vorbei. Am Engeratsgundsee angekommen hat man sich eine Pause verdient. Wir sind dann auch gleich reingesprungen. Kalt, aber super schön erfrischend und klar. Und dann noch die Aussicht und das Panorama dazu. Gigantisch.

Die Route in der 360 Grad-Sicht

Nach der Abkühlung geht es noch eine knappe  Stunde  abwärts zur Schwarzenberg Hütte auf 1396 Metern. Dort gibt es dann günstig ein Menü für alle hungrigen Bergsteiger. Außerdem einen gemütlichen Hüttenabend gratis dazu. Mit uns war eine größere Männergruppe in der Hütte die mit Gitarre und Gesang die ganze Hütte unterhalten hat. Außerdem kann man sich jede Menge Spiele ausleihen. Wie es sich aber für eine richtige Berghütte gehört, wird das Licht um 22 Uhr abgedreht und die müden Wanderer schlüpfen in ihre Schlafsäcke. Wir hatten etwas Pech mit 2 Schnarchern im Schlafsaal für 6 Euro (DAV Junior) /9 Euro (DAV regulär). Wer etwas mehr Privatsphäre will kann sich auch ein Zimmer für 12 Euro (DAV Mitglieder) nehmen. Jedenfalls eine ganz besondere Hütte mit einem wahren Original Hüttenwirt.

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Am Engeratsgundsee vorbei geht es hinab Richtung Hütte.

An der Ostrach entlang zurück nach Bad Hindelang

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An der zum Teil reißenden Ostrach geht es zurück nach Bad Hindelang

Etwas müde und mit leichtem Muskelkater starteten wir am Morgen dann auf die 3. und letzte Etappe. Hier gibt es 2 Optionen. Entweder man steigt wieder die knapp 500 Meter bis zum Engeratsgundsee hinauf und dann nach Hintersten ab, oder man nimmt direkt den Weg hinter der Hütte, der auf kürzestem Weg, immer bergab das Ostrach-Tal durchläuft. Wer möchte kann aber auch einen Bus nehmen. Direkt ab dem Abzweig vom Wanderweg auf die Straße findet sich gleich direkt die Bushaltestelle. So gar nicht 2 Abenteurer mäßig haben wir uns wegen des schlechten Wetters für den direkten Abstieg entschieden. Obwohl die andere Route – bei schönem Wetter – natürlich anspruchsvoller ist und tolle Aussichten versprich (diese Route wäre auch die empfohlene Etappe der Wandertrilogie). Der Weg durch das Tal zog sich ganz schön, zum Glück hörte es aber bald auf zu regnen.

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Läd zum Erfrischen ein: Die Prinzen Gumpe

Toll war ein kurzer Stopp an der Prinzen Gumpe – ein kleines natürliches Freibad mit Gastwirtschaft. Nach der schönen Pause in der Gumpe war es auch gar nicht mehr weit: nach 1,5 Stunden waren wir am Ziel. Wieder in Bad Hindelang. Da gab es erstmal ein großes Eis.

Fazit:

Eine super tolle Route, für die man sich unbedingt mindestens 2 Tage Zeit nehmen sollte. Während man die tolle Aussicht auf der Königsetappe genießt, läuft man vielleicht auch mal langsamer. Die Schwarzenberg Hütte ist eine tolle und günstige Übernachtungsmöglichkeit mit echtem Allgäuer Hütten-Flair. Diese drei Etappen der Wandertrilogie haben uns jedenfalls begeistert. Das tolle bei der Wandertrilogie ist ja gerade das es kein Start und kein Ziel gibt. Man kann sich einfach wie man möchte, immer mal wieder eine Etappe rauspicken. Also liebes Allgäu: bis bald.

Unsere Eindrücke im Video:

Infokasten:

Wandertrilogie Etappe 47 Oberstdorf-Edmund Probst Haus am Nebelhorn:

Schwierigkeit schwer
Strecke 12,2 km
Dauer 4:20 Std.
Aufstieg 1.303 m
Abstieg 196 m

Wandertrilogie Etappe 48 Edmund Probst Haus/Nebelhorn-Schwarzenberghütte/Hinterstein:

Schwierigkeit mittel
Strecke 8,2 km
Dauer 4 Std.
Aufstieg 228 m
Abstieg 799 m

Wandertrilogie Etappe 49 Schwarzenberghütte/Hinterstein-Bad Hindelang:

Schwierigkeit schwer
Strecke 17,9 km
Dauer 6:11 Std.
Aufstieg 640 m
Abstieg 1.193 m

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