Road Trip durch Bosnien – wunderschöne Zerrissenheit
Urlaub in Bosnien? Was soll ich denn da? Die Antwort ist sowas von eindeutig: Lass dich überraschen und verzaubern von der wilden und rohen Romantik dieses unentdeckten Landes.
Als wir unsere Planungen für den Road Trip durch Slowenien, Kroatin und Bosnien gemacht haben, konnten wir uns bei jedem Land vorstellen, was uns erwarten würde. Nur Bosnien war für uns eine große Unbekannte. Aber wir sind ja neugierig und deshalb haben wir uns fast eine Woche Zeit genommen um dieses Land mal grob zu erkunden – und wir sind verzaubert.
Wer hier Bilderbuch-Strände sucht, der wird nicht viel finden und auch die großen Städte mit schicken und luxuriösen Shoppingmeilen gibt es hier kaum. Dafür viel wunderschöne Natur, herzliche Menschen und jede Menge Abenteuer. Hier unsere Highlights:
Neum – Bosnien am Meer:
Bosnien hat – und das glauben viele kaum – auch einige wenige wundervolle Strände. In dem neun Kilometer schmalen Küstenkorridor, der Kroatien in zwei Teile spaltet, liegt der Touristenort Neum. Vielen bekannt durch billige Zigaretten, schnell was Essen oder Toilette. Aber wer sich von der E65, der Küstenstraße die bis nach Dubrovnik führt, weg traut und an die Küste fährt, der erlebt sein Türkises Wunder. Die Strände von Neum sind traumhaft schön und können mit denen der Kroatischen Nachbarn sowohl zur linken wie auch zur Rechten ohne weiteres mithalten. Bei der nächsten Durchreise: Badestopp!
Kravice Wasserfälle:
An unserem ersten Tag in Bosnien war es unfassbar heiß, weit über 30 Grad und kein Wölkchen am Himmel. Da kamen uns die Kravice Wasserfälle gerade gelegen. Die Wasserfälle haben eine Höhe zwischen 26 Metern und 28 Metern. Was aber noch viel besser ist: Man darf diese unter Naturschutz stehenden Schönheiten nicht nur bewundern, man darf in dem weitläufigen Becken, in dem sie münden, auch baden. Der Eintrittspreis plus Parkgebühr liegt im einstelligen Eurobereich und ist wohl eher symbolisch. Die Abkühlung und der traumhafte Anblick war es allemal wert. Und es war echt viel los: Für die Bosnier ist das hier Naherholung. Es ließ sich auch echt gut aushalten, zwischendrin ein Eis oder Bier vom Kiosk – traumhaft!
Mostar:
Was? Wir sind doch nur eine Stunde gefahren – sind wir jetzt in Marokko? Wir haben das Auto abgestellt und sind zu Fuß in die Altstadt hinein gelaufen und waren plötzlich wie in einer anderen Welt. Die muslimische Bevölkerung hat hier in vielerlei Hinsicht das Stadtbild beeinflusst: Minarette, Teestuben aber auch Läden, die bunte Lampen und Kupferkannen verkaufen – wie wir es aus Marokko kannten. Dazwischen dann aber wieder ein Restaurant, in dem es Cevapcici gibt.
Wer sich wundert, dass es in Bosnien Muslime gibt, dem sei die Geschichte des osmanischen Reichs ans Herz gelegt. Viele der ursprünglich christlichen Bevölkerung konvertierten zwischen dem 14. Und dem 16. Jahrhundert zum Islam, um in höhere Gesellschaftsschichten vorzudringen oder im Staatsdienst arbeiten zu dürfen. So entstanden – sehr verkürzt – die slawischen Muslime, die heute noch knapp die Hälfte der Bosnischen Bevölkerung stellen. Und durch ihre Tradition und Architektur das Land prägen – so auch in Mostar. Eine spannende Mischung – und eine wunderschöne Stadt. Nicht nur wegen der weltberühmten Stari Most – der alten Brücke.
Rafting in Bosnien – Konjic:
Auf dem Weg nach Sarajewo haben wir noch einen kleinen Umweg gemacht um auf dem Fluss Neretva ein Wildwasser-Rafting zu machen. Klar, nach der Schneeschmelze im März und April ist das richtig Action, aber auch im Juni und Juli kann man in den Stromschnellen extrem viel Spaß haben – was aber noch wichtiger ist: Die Natur ist umwerfend! Zwischen den hohen Felswänden und unter dem Bug das türkis-klare Wasser, das ist wirklich den Abstecher wert. Bei Hitko, dem Anbieter bei dem wir waren kann man aber auch noch mehr buchen: StandUp Paddeling, Mountainbike- und Quad-Touren und vieles mehr. Wohnen kann man in der schnuckeligen Quartier-Siedlung Ban Vir.
Straße von Mostar nach Sarajewo:
Von Mostar geht es mit Auto oder Zug nach Sarajewo. Aber egal welches Verkehrsmittel man wählt: der Weg ist das Ziel. Landschaftlich haben wir auf unserem Roadtrip durch Osteuropa viel gesehen. Aber diese Strecke im Herzen von Bosnien – das war schon eins der Highlights. Von schroffen Bergen über türkisblaue Seen hin zu grünen Wiesen und dichten Wäldern. So oft haben wir noch nie am Seitenstreifen gehalten um ein Foto zu machen oder einfach nur für einen Moment zu staunen. Zauberhaft.
Sarajewo:
Sarajewo ist das Herz des wilden und zerrissenen Landes Bosnien. Die Zerrissenheit, die sich in den 90gern in einem Bürgerkrieg zwischen den Bosniaken (muslimisch), den serbischen Bosniern (Orthodoxe Christen) und den kroatischen Bosniern (katholische Christen) entladen hat, ist in der Hauptstadt ganz besonders zu spüren. Einschusslöcher in den Fassaden und Straßenzügen sind stille Zeugen eines Krieges, den die heutigen Mitt-Zwanziger alle noch erlebt haben. Das prägt die Stadt und teilt sie in Bezirke. Die Stadt ist aber auch anders zerrissen, schwebt sie doch noch irgendwo zwischen Ostblock-Nostalgie und Moderne. Ein Konflikt der Generationen. Aber all diese Zerrissenheit macht die Stadt nur noch spannender.
Man pendelt zwischen basarähnlichem Treiben und Balkan-Geselligkeit, zwischen türkischem Tee und Cevapcici. Ein Blick vom Avaz Twist Tower lohnt sich – der rundum Blick auf die Stadt ist gewaltig. Aber auch ein Besuch der City Hall sollt aufs Programm, denn sie ist eines der letzten unversehrten Gebäude mit einer beeindruckenden Innenarchitektur und einer sehenswerten Dauerausstellung im Keller, die die Geschichte der Stadt und des Landes gut visualisiert. In dieser haben wir auch festgestellt, wie wenig wir eigentlich über diesen Teil der europäischen Geschichte wissen. Hier herrschte Krieg, als wir schon am Leben waren – kaum vorstellbar heute. Auch deshalb lohnt sich der Besuch des Museums.
Auto fahren in Bosnien:
Wir waren während unseres Trips durch Bosnien mit dem Auto unterwegs. Und das war gleichermaßen spannend wie anstrengend. Denn die Straßen in Bosnien – wenn man sie so nennen will – führen durch wundervolle und zumeist sehr ursprüngliche und fast unberührte Landschaften. Allerdings hatte wohl das Straßenbauamt irgendwann kein Geld oder keine Lust mehr. Die meisten Straßen sind in einem recht holprigen Zustand – manch andere sind recht modern, enden aber dann im nirgendwo oder an einer inner-bosnischen Grenze an einem Schlagbaum, der laut Straßenkarte gar nicht mehr existieren sollte, aber an ein Weiterkommen ist dann nicht zu denken.
Auch was die Sicherheit im Land angeht waren wir echt überrascht. Hat man uns doch in Deutschland immer geraten nur ja auf Campingplätzen zu schlafen und nichts im Auto zu lassen. Uns ist fast nichts passiert. Nur einmal. In Sarajewo dachten wir uns, wir gönnen uns mal eine Nacht im Hotel und stellen das Auto auf den Kamera-gesicherten Hotelparkplatz. Und genau da wurde uns dann das Autoradio geklaut – das Auto stand in einem toten Winkel der Kamera. Aber halb so schlimm, war eh schon alt. Deswegen alles in allem: ein großes Abenteuer. Aber nichts davon sollte davon abhalten in dieses Land zu reisen. Ganz im Gegenteil.
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Sehr schöner Bericht. Ich war dieses Jahr in Mazedonien und war sehr verliebt in Land, Leute, Kultur und Essen. Wir waren auch mit dem Auto unterwegs. Ich muss dringend noch weitere Länder „da unten“ erkunden.
Liebe Tine,
danke für dein Feedback. Mazedonien steht bei uns auch noch auf der Liste. Bald kommt aber erst einmal noch ein Artikel aus Kroatien hinzu.
Welches Land steht dann bei dir als nächstes Auf der Liste?
Liebe Grüße
Andrea