Tirol: Klettersteig und Freeriden im größten Skigebiet Österreichs

„Das ist das Land, dem ich die Treue halte, weil du so schön bist, mein Tiroler Land.“ Mit diesem Lied auf den Lippen ging es für uns für ein verlängertes Wochenende ins schöne Nachbarland Bayerns, nach St. Anton am Arlberg in Tirol. Ende März war das für uns der Ski-Saisonabschluss.

Tirol unberührte Pisten
Gerade im März und April der Wahnsinn: Sonnenskifahren auf unberührten Pisten

Wer St. Anton kennt, der weiß: kein Ort eignet sich besser für einen gepflegten Ski-Ausstand. Nach so einem Wochenende kann man auch getrost die Bretter wieder für ein paar Monate in den Keller stellen. Gewohnt haben wir bei Fabian und Katharina im Hotel Am Kirchhof. Die beiden führen das Hotel als Familienbetrieb und machen das wirklich großartig. Begrüßungs-Schnapserl mit dem Chef persönlich, kostenlos parken, persönlicher Frühstücksservice und Hilfe bei Fragen aller Art – kurz: wir haben uns rund um wohl gefühlt. Da kommen wir gerne wieder. Wer es gerne etwas luxuriöser möchte, der findet im Hotel Alte Post oder im  St. Antoner Hof ein standesgemäßes Domizil. Der Tourismusverband verfügt über ein zentrales EDV-System, über das jederzeit freie Zimmer und Apartments abgefragt werden können.

Das größte Skigebiet

Für unseren Saisonabschluss in Tirol hätten wir uns wirklich kein besseres Wochenende aussuchen können: drei Tage strahlend blauer Himmel und Sonne pur. Einfach Geil! Und wir haben das Skigebiet ausgenutzt. Sonst ist uns die Größe eines Skigebietes nicht so wichtig. Fahren kann man ja quasi überall. Aber bei diesen Traumbedingungen war es einfach toll, von einer Traumpiste auf die nächste zu wechseln. Klar: Ab Mittag kann man die Pisten an den Sonnenhängen des Skigebietes nicht mehr ganz so gut fahren, aber durch die Größe des Skigebietes – immer hin 350 (nicht ganz zusammenhängende) Pistenkilometer – gibt es zahlreiche Ausweich-Möglichkeiten. Hierzu ist zu sagen: Durch den Bau von drei neuen Liftanlagen wird das Skigebiet Arlberg in der Saison 2016/17 zum größten zusammenhängenden Skigebiet Österreichs. Wenn also die Flexenbahn zwischen Zürs und Stuben/Rauz, die Trittkopfbahnen I und II sowie die neue Albonabahn II im Winter in Betrieb gehen, zählt das Skigebiet sagenhafte 305 (zusammenhängende) Pistenkilometer.

Gerade im März und April, also zum Ende der Skisaison hin, ist der Schnee hier ganz besonders. Der sogenannte Firn bringt die Augen jedes erfahrenen Skifahrers zum Leuchten, denn Firn nicht einfach nur Alt-Schnee. Firn entsteht, wenn der Schnee durch die schon etwas stärkere Frühjahrssonne leicht antaut und durch die aber doch kalten Temperaturen wieder anfriert. Der Gries-Schnee der so entsteht ist eher fest, aber doch so leicht, dass man ihn problemlos wegschieben kann. Er sorgt für Spaß bei jedem Schwung. Dazu noch die Sonne im Gesicht und eine Mittagspause im T-Shirt  – einfach großartig.

Freeriden in Tirol: Durch unberührten Schnee

Ein weiteres Zuckerl im Skigebiet Arlberg: Es gibt explizit ausgewiesene Freeride-Abfahrten und Skirouten. Rund 200 Kilometer sind es im freien Gelände. Klar: den super tollen Pulver-Schnee hatten wir nicht, aber es war trotzdem toll. Am zweiten Tag haben wir uns dann ein ganz besonderes Abenteuer gegeben: Den ersten und einzigen Winterklettersteig in Tirol. Jihaa!!

Tirol - Winterklettersteig
Beim Winterklettersteig wird es unter Umständen warm – T-Shirt-Time!

Ein wirklich einmaliges Erlebnis: Die Kombination aus Klettersteig und Freeride-Abfahrt. Mit der Rendlbahn geht es nach oben (alternativ auch mit Tourenski), der Einstieg ist dann an der Riffelscharte. Der Klettersteig ist mit 850m nicht übertrieben lang, in maximal zwei Stunden ist man durch, aber bei Schnee und mit Ski auf dem Rücken ist es eine Spur schwieriger als ein normaler Klettersteig. Und: bei gefühlt 12 Grad plus bei strahlendem Sonnenschein auf knapp 2900 Metern zu stehen ist ein Gefühl für sich. Die Abfahrt danach war ebenso ein Traum. Aber allein deshalb sollte man den Klettersteig nicht machen. Wir wollen dieses einmalige Erlebnis aber nicht aber einfach in einem Absatz abhandeln.

 

Eindrücke auch hier im Video:

Der Hütten-Einkehrschwung

Neben den grandiosen Pisten ist St. Anton am Arlberg aber vor allem auch für die ausgelassenen Apres-Ski-Partys bekannt. Ob beim MooserWirt, dem Krazy Kanguruh oder einer der anderen Kneipen, Discos und Clubs. Jeder der will kommt hier auf seine Kosten. Als Münchner kann man schnell in ein ähnliches Fluchtverhalten wie zu Oktoberfest-Zeiten verfallen, aber die Dimensionen sind dann doch etwas anders. Und oft ist es wirklich witzig und gemütlich.

Gegen Ende der Saison lockt ein einzigartiger Event Jahr für Jahr nochmal tausende Skifreunde nach Tirol – nach St. Anton am Arlberg. Am 16. April ging er wieder an den Start. „Der weiße Rausch“ – Ein Skirennen, das es wirklich in sich hat. Theoretisch kann sich dazu jeder anmelden, doch die neun Kilometer lange

Tirol - der weiße Rausch
Start der berühmten Abfahrt zum „Weißen Rausch“

Kandahar-Abfahrt und der 150 Meter lange zwischen Anstieg, den es hinaufzusteigen gilt, bringen selbst Ski-Profis an die Belastungsgrenze. Aber auch für die Zuschauer ist es ein einmaliges Erlebnis. Besonders sehenswert ist der Massenstart. Dieses Jahr waren es 555 Starter.

Die Piste ist natürlich auch während der Saison von jedem Skifahrer einfach so befahrbar – also wer schon mal üben will: Wir haben es zum Teil ausprobiert und das Fazit lautet: Ein leichtes Oberschenkelbrennen gehört schon dazu.

Das kulturell-kulinarische Rahmenprogramm

Wer nicht nur zum Wochenend-Skifahren nach St. Anton  in Tirol oder in die umliegenden Dörfer fährt, sondern auch unter der Woche in dem schnuckeligen Dorf mit gerade einmal 2470 Einwohnern Zeit verbringen will, dem sei die Ski-Show „Schneetreiben“ ans Herz gelegt. Denn jeden Mittwoch gestalten über 150 Mitarbeiter für die Gäste des Dorfes eine gigantische Multimedia-Show mit 3D-Projektionen, einer Zeitreise durch die Skigeschichte und einen Feuerwerk. Ein absoluter Veranstaltungstipp von uns.

Tirol - Schneetreiben
Feuerwerk und Lightshow gibt es jeden Mittwochabend bei der Show „Scheetreiben“

Wenn es noch ein bisschen mehr Ski-Geschichte und Heimatkunde sein darf, dann ist auch das Museum, das im Haus Trier, oberhalb der Galzigbahn steht, ein Muss. Hier lässt sich die Geschichte des Skisports in Arlberg und die Entwicklung des Ortes in einer sehr anschaulichen Ausstellung erleben – und im Erdgeschoss ist ein wirklich fantastisches Restaurant. Also besser lässt sich Kultur und Kulinarik ja wirklich nicht verbinden.

Und zum Schluss noch kurz etwas zum Essen: Kaiserschmarrn, Germknödel und Wienerschnitzel sind nicht die einzigen österreichischen Gerichte. Unsere Empfehlung: Traut euch was, bestellt einen Kaspressknödel oder Schlutzkrapfen. Wer lieber auf Nummer sicher gehen will nimmt eine Tiroler Marend. Eine Brotzeitplatte mit Speck und Käse. Fest steht: wir haben alles probiert und es hat wirklich großartig geschmeckt. Eine Graukäse-Suppe ist auch absolut zu empfehlen – allerdings ist das wirklich nur etwas für geübte Käsezungen.

Alles in allem ist St. Anton der perfekte Ort für den Saisonabschluss und durch die Größe hat man selbst bei Hochbetrieb viele Ausweichmöglichkeiten – wenn es sein muss auch einen Klettersteig.

 

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