Schneeschuh Wandern und Nachtrodeln im Allgäu
„Nix gsagt ischt gnuag globet“ – Nichts gesagt ist genug gelobt. Diese Allgäuer Weisheit machen wir uns nicht zu Eigen und wollen euch von unserem fantastischen Winter Schneeschuh Wochenende mit im Allgäu berichten.
Ein Wochenende Mitte Januar. Die Zeit zwischen den bayerischen Weihnachts- und Faschingsferien. In dieser Zeit ist in den Allgäuer Touristenorten zum Glück einmal ein bisschen weniger los. Die Chance ließen wir uns nicht entgehen und machten uns auf gen Süden für ein Wochenende im Allgäu. Diesmal haben wir uns aber nicht die Skier untergeschnallt, sondern wollen das Schneeschuh wandern ausprobieren. Angeblich soll es die ruhige Alternative zum Skifahren sein, weit weg vom Massentourismus. Als eingefleischte Skifahrer sind wir natürlich skeptisch.
Los geht’s am Alpseehaus in Immenstadt. Hier informieren wir uns über Route und Natur. Deutlich wird hier schon: Trotz der Flexibilität die wir mit den Schneeschuhen haben, weil wir nicht an eine Piste oder an einen Lift gebunden sind, können wir noch lange nicht langlaufen wo wir wollen. Den Lebensraum der Tiere und der Pflanzen müssen wir respektieren. Man erklärt uns: Am Besten einen Guide mitnehmen der sich auskennt und auf die Infotafeln achten. Schließlich wollten wir nicht die seltenen Auerhühner bei ihrer Winterruhe stören. Die werden dann nämlich schnell aggressiv.
Aufstieg bei Kaiserwetter
Wir hätten wohl kein besseres Wochenende erwischen können. Strahlend blauer Himmel, eine Weitsicht, die uns einen Ausblick bis in die Schweizer Alpen gewährt und ein traumhafter, nicht zu schwerer Schnee. Echtes Kaiserwetter.
Und dann geht es auch schon los: Unser Guide, der Wolfgang „Wolfi“ Schmid von der Bergwelt Oberstaufen holt uns ab und wir schnallen die Schneeschuh an. Das Skigebiet Alpsee Bergwelt bildet den Einstieg in unsere Tour. Es soll nun für mehrere Stunden den Berg hinauf gehen. Immer durch den wunderschönen Naturpark Nagelfluhkette.
Wir sind beide überrascht: Es ist echt ruhig, kaum andere Leute sind hier unterwegs. Einerseits sei eh gerade wenig los, „andererseits sind wir auch weit weg von den Pisten“, erklärt uns Wolfi. So können wir in Ruhe ein paar Ziegen und Steinböcke bewundern, die an uns vorbei laufen. Allerdings haben wir sie nicht fotografieren können, dafür waren sie doch zu schnell.
Übernachten auf der Komfort-Alpe
An diesem Tag machten wir einiges an Höhenmetern – circa 800 sind es am Abend auf der Uhr. Etwas erschöpft aber glücklich kommen wir am Abend in der kleinen, gemütlichen Alpe Mittelberg an. Wer hier ein Doppelzimmer mit Privatbad erwartet , muss jedoch wieder enttäuscht ins Tal wandern: Jeweils 6 Betten in zwei Schlaflagern gibt es hier. Keine Steckdosen, kein Internet. Geheizt wir nur mit einem Ofen in der Gaststube. Licht spenden Kerzen. Wir beide sind begeistert! Genau so stellen wir uns eine Allgäuer Alpe vor.
Man betritt die Alpe und kommt durch den Stall und die kleine Käserei in die Gaststube. Der Senner begrüßt uns freundlich. Seine schon erwachsenen Kinder bereiten das Abendessen zu. Alles noch im Familienbetreib. Seit Generationen.
Kässpatzen – daran wird der Koch gemessen
Nach dem anstrengenden Aufstieg freut sich die ganze Gruppe aufs Essen. Und was kann es auf einer Allgäuer Alpe anderes geben als hausgemachte Kässpatzen. Und „selbst gemacht“ heißt hier wirklich selbstgemacht: Die Eier sind von den eigenen Hühnern (im Sommer sind die sogar mit auf der Alpe), das Mehl hat der Sohn selber in der Mühle gemahlen und das wichtigste: der Käse. Auch der ist aus eigener Herstellung. Und das schmeckt man. Mmmmhhhh. Lecker!
Unser Guide Wolfi erklärt uns: im Allgäu sind die Kässpatzen das Gericht, an dem ein Koch gemessen wird. Sind die gut, dann läuft der Laden. Kein Wunder also, dass wir an diesem Abend nicht allein in der Stube sitzen. Diese Allgäuer Spezialität ist wirklich zum reinlegen. So lecker. Und die Stimmung ist super.
Wie es sich auf der Hütte aber gehört, gehen wir früh schlafen. Um kurz nach 10 Uhr ist das Licht aus. Wir wollen ja fit sein für den nächsten Tag. Und – Gott sei Dank – haben wir keinen Schnarcher im Lager.
Nach Regen kommt Schnee
Nächster Morgen, 06:30. Es heißt aufstehen. Draußen ist noch alles dunkel. Auch heute haben wir wieder mindestens sechs Stunden Wanderung vor uns. Doch dann das: Es regnet.
Aber davon lassen wir uns nicht abhalten. Nach einem Hüttenfrühstück schnallen wir uns wieder die Schneeschuh unter und schultern die Rucksäcke. Und wir haben Glück: kurz bevor wir losgehen wollen, geht der Regen in Schnee über. Die Route führt uns heute erstmal eine Zeitlang bergab, bevor wir zu einem Grat aufsteigen. Leider ist es sehr neblig, so dass uns der phänomenale Blick, von dem unser Guide erzählt, leider zu großen Teilen verwehrt bleibt. Der Grat, den es entlanggeht befindet sich auf der vorgelagerten Kette zur großen Hauptkette des Nagelfluhgebietes.
Dann – für einen kurzen Moment verziehen sich Wolken und Hochnebel und es bietet sich uns ein fantastischer Blick ins Tal hinab und auch auf die umliegenden Berge. Kurz kommt sogar die Sonne durch. Wird das jetzt noch ein Sonnentag?
In der Einsamkeit über den Grat
Mit unseren Schneeschuhen geht es entspannt den Grat entlang. Nur wir. Wir suchen uns unseren weg zwischen den Bäumen. Mit dem immer gleichen knirschenden Geräusch ziehen wir Trittspuren in den bis dahin noch völlig unberührten, glitzernden Schnee. Wir sind allein unterwegs. Kein Geräusch, außer dem Trittgeräusch der Schneeschuh.
IM VIDEO: Zwei Abenteurer erklären Schneeschuh Wandern
Warum man diese Schuhe eigentlich braucht? Naja – ohne sie würde man bei jedem Schritt mindestens Knietief im Schnee versinken. Deshalb schnallt man sich diese übergroßen Rahmen unter die Füße. So vergrößert man die Auflagefläche des Fußes auf dem Schnee und sinkt nicht ein. Dabei ist der Fuß auf einem beweglichen Gelenk fixiert. Unterhalb der Fußspitze sind kleine Dorne angebracht, die sich in den gelegentlich vereisten Boden graben. So wird beim bergauf gehen ein Abrutschen verhindert.
Nach 2 Gipfelkreuzen, 5 Stunden wandern, einem Rudel Gämsen und viel unberührter Natur geht es dann auch langsam Richtung Abstieg. Da es uns am Ende nicht schnell genug gehen konnte, setzten wir uns kurzerhand auf den Po und düsten das letzte Stück des Abstiegs, der durch ein Skigebiet führt, den Hang hinunter. Das ging ganzschön ab! Das ist natürlich ein Nachteil des Schneeschuh wanderns –wer richtig Action sucht sollte lieber Freeriden, Rodeln oder Snowtuben. Man wird schon neidisch, wenn man langsam den Berg hinunterläuft und einen links und rechts die Skifahrer überholen.
Fazit: Schneeschuh wandern kann jeder
Aber sonst ist unser Fazit eindeutig: Schneeschuh wandern ist super. Eine tolle Alternative zum Skifahren, wenn der Schnee mal nicht so gut sein solle oder man lieber einen Tag in Ruhe allein und abseits der großen Masse verbringen will. Egal ob alt oder jung, egal ob in den Berge oder im Tal. Schneeschuh wandern geht überall und für Jedermann . Und das Beste: Man braucht nicht viel. Vor allem nicht viel Geld. Schneeschuh kann man fast überall für 10 Euro ausleihen. Und dann heißt es nur noch: Anziehen. Loslegen. Wir werden das auf jeden Fall wieder machen. Ein Tipp noch: Wir empfehlen bei der Kleidung Zwiebeltechnik – es wird ganz schön warm.
Nach der harten Schneeschuh Tour – insgesamt 6 Stunden – brauchten wir erst einmal ein wenig Entspannung: Für uns gings ins Hotel Lindner nach Oberstaufen. Dort gönnten wir uns einen Saunagang und ein paar Runden im Pool. Genau das Richtige nach der Kälte draußen.
Unser Wochenende in Bildern:
Frisch geduscht wollen wir am Abend aber noch einmal raus und noch ein bisschen Action und Abenteuer. Was kann es da besseres geben als eine Runde Nacht-Rodeln. In Oberstaufen geht das an der Imbergbahn. Bene wird auf der Piste kurz etwas mulmig zu Mute. Mit diesen Rennrodeln wird man wahnsinnig schnell. Da hilft ein Allgäuer Birnen-Schnaps. Aber wir wären ja nicht die zwei Abenteurer wenn uns einmal gereicht hätte – also geht es gleich mehrmals hoch und runter. Es ist zwar viel los, aber zum Glück ist alles gut beleuchtet.
Der Sonntag wird ruhiger: Winterwandern
Nach einer wundervollen Nacht ins unserem 4 Sterne Superior Bett und einem ausgiebigen Frühstück begeben wir uns auf den ersten Premium-Winterwanderweg im Allgäu. Auch auf dieser Tour haben wir einen tollen Guide dabei, der uns alles, von der Geschichte der Region über jeden Baum am Wegrand erzählt: Der Theo – ein Original
Oberstaufener wie man ihn sich vorstellt: Treckingjacke, Zwirbelbart und Edelweiß-Ohrring.
Nach einem tollen Abendessen (6-Gang Menü) in unserem Hotel geht das Winterwochenende im Allgäu dann langsam zu Ende. Wir hatten eine super Mischung aus Action und Anstrengung, aber auch Erholung, Entspannung und gutem Essen. Das Allgäu hat echt viel zu bieten. Wir hätten noch viele Ideen gehabt: Freeriden, Erlebnisbad, Schlittschuhlaufen, Themawanderungen oder Wellness-Anwendungen. Aber, wir kommen ja wieder. Bis bald liebes Allgäu.